Vom Impfen, Aufwachen und wie man ein Diktator wird…

By | 17. November 2021

Diesen Post habe ich unlängst auf Facebook gepostet, er soll auch hier seinen Platz finden:

Impfen

Der Text hier ist nicht kopiert – ich finde aber auch die kopierten recht passend 😉 Ja, ich spreche mich für die Impfung aus – und für die Beratung diesbezüglich durch unsere Ärzteschaft und ich danke den Menschen in den Gesundheitsberufen für ihre schier übermenschliche Leistung. Lasst euch von unseren MedizinerInnen beraten, was die Impfung angeht. Mehr braucht ihr eigenlich nicht zu lesen. Könnt hier aufhören… es sei denn, ihr wollt wissen, warum da unten noch ein paar Zeilen stehen. Vorsicht, sind eine Menge.

Also, die stehen hier, weil ich mich zu diesem ganzen Thema schon ganz schön geärgert habe. Ich lese Kommentare von wutentbrannten Menschen, die sich in einer Diktatur sehen, ohne je in Nordkorea gewesen zu sein, von Leuten, die am liebsten auf die Barrikaden steigen würden, weil sie fragwürdigen Publikationen einfach viel lieber glauben, als eben unseren ÄrtzInnen. Auch Hobbyjuristen erzählen mir von Verfassungsgesetzen und Hobbyvirologen sprechen über „echte Pandemien“ und meinen Corona sei keine und gefährden Menschen, die ihnen Glauben schenken (ja, ich spreche z.B. von blonden Schauspielerinnen)… zum Glück seid ihr nicht viele, ihr seid aber laut.

Jetzt lese ich da unter dem Post von Martin aus Krenglbach, der sich für die Impfung ausspricht, einen Kommentar, der mir ein wenig zu denken gab. Der Schreiber erklärte, wir geimpften „glorifizieren“ die Impfung. Das ist, mit Verlaub, Bullshit.

Es gibt auch noch was zwischen glorifizieren und verteufeln. Die Impfung wird von gewissen Seiten mit teilweise absolut hirnrissigen Argumenten bekämpft und es gibt Menschen, die sich dadurch beeinflussen lassen. Beispiele? Wir werden magnetisch, die Mär von den Mikrochips (inkl. Fernsteuerung), wir sind seit Juli und dann seit September gestorben (also zumindest in den Ankündigungen), alles Gift (verwendet auch der oben erwähnte Kommentarautor), Deepstate, Verschwörung, DIE wollen uns nur kontrollieren, usw.

Wenn diese Form der Fehlinformation aufhört, muss niemand sich explizit für die Impfung aussprechen, weil die Menschen einfach ihren Ärzten wieder vertrauen würden. Niemand müsste dann über Impfpflichten nachdenken.

Ich bin geimpft aber nicht, weil ich ein Angsthase oder ein Schaf oder was ich noch alles gehört habe bin, sondern weil ich mich vor einem schweren Corona Verlauf schützen möchte. Die Impfung schützt nicht? Doch das tut sie – vor dem besagten schweren Verlauf und das zu einem hohen Prozentsatz. Keine Impfung ist 100% sicher. Die Intensivstationen füllen sich, das ist ganz sicher und der weitaus größere Teil derer, die mit Corona dort liegen ist ungeimpft – das ist auch sicher.

Zu den diversen Vorwürfen gegen die Impfung

1.) Viele Impfungen müssen in Stufen erfolgen und der Impfschutz nimmt über die Zeit wieder ab – ich ziehe jetzt nur die Zeckenimpfung als Beispiel heran, zuerst 2, dann längerer Abstand die 3. und dann alle paar Jahre eine Auffrischung.

2.) Zulassung – ja klar ging das schnell, mittlerweile sind aber Milliarden Dosen verimpft, mehr als bei manch anderen Impfstoffen. Die Medizin hat einen enorm hohen Konsens in diesem Punkt und jeder Fall wird genau beobachtet. Es gibt in allen Teilbereichen der Medizin Befürworter, Gegner und auch Nebenwirkungen bei fast allen Behandlungen. Eine so deutliche Mehrheit der MedizinerInnen die sich für die Impfung stark machen, spricht Bände…. sie machen das nur nicht auf Youtube sondern in Fachpublikationen und wenn sie gefragt werden, auch in den Print- und TV Medien.

Die Frage ist gerade jetzt bei Corona, was ist höher? Die Gefahr einen schweren Verlauf mit der Krankheit zu erfahren oder die Gefahr eine schwere Nebenwirkung der Impfung zu erleben? Die Verimpfung, die Intervalle und auch welcher Impfstoff für welche Bevölkerungsgruppen verwendet wird, wird immer wieder angepasst. Das ist aber kein Zeichen von Mängeln, sondern wie bei der Zulassung etwas, das hier, weil so intensiv beobachtet, deutlich schneller geht, als bei anderen Impfstoffen. Mir wurde von mehreren Ärzten ganz klar gesagt: Impfen gehen, zur Sicherheit – niemand ist vor einem schweren Verlauf gefeit und jetzt heisst es zusammenhalten.

3.) Inhalt – ja ich, weiß nicht, was mir da gespritzt wird. Also ich kann es lesen, auch sinnerfassend, ich bin aber kein Mediziner, insofern erlaube ich mir keine Analyse der Inhaltsstoffe, schon gar nicht was die Wirkung angeht. ABER wir haben ja zum Glück ÄrztInnen. Die sind – sofern sie nicht auf Youtube oder FB praktizieren – auch verantwortlich dafür, was sie uns raten. Daher mein Rat, geht zu einem, meinetwegen zwei ÄrztInnen und lasst euch beraten. Erzählt aber bitte nicht anderen, die auch keine Ahnung haben, das wovon ihr nichts versteht, sei schlecht für sie.

4.) Zu den 2 Klassen, die ich immer wieder lese – natürlich ist ein Lockdown für einen Teil der Bevölkerung eine Sache, die sich niemand wünscht. Fakt ist, dass nicht die geimpften, sich vor den ungeimpften Menschen schützen wollen, sondern die ungeimpften vor einer Coronainfektion geschützt werden sollen, weil die Intensivstationen diesbezüglich einfach klare Zahlen vorlegen. Diese zeigen, dass deutlich mehr ungeimpfte Menschen dort landen und die Kapazitäten nicht unbegrenzt sind. Es ist ein völlig logischer Schritt, dort anzusetzen, wo die größten Probleme entstehen. Noch kein ungeimpfter Mensch hat mir auf die Frage „Wie schützt du dich?“ geantwortet, „Ich bleibe zu Hause und passe eh auf, trage Maske usw.“. Was ich höre ist: „Ich bin gesund, Corona ist ungefährlich, die Zahlen sind falsch, alles Blödsinn“.
Wenn ich mit dem Fahrrad unterwegs bin, habe ich auch kein Loch im Kopf, trage aber einen Sturzhelm, damit ich keines bekomme, sollte ich doch stürzen. Und ja, dieses Beispiel ist ein veritabler Vergleich. Am Sturz, bin ich nicht immer selber Schuld und die Wahrscheinlichkeit, nach einem Fahrradsturz einen „schweren Verlauf“ zu haben, ist nicht hoch aber möglich, und das möchte ich vermeiden. Ich kann mich aber trotz Helm schwer verletzen, den Helm zu fest ziehen und dadurch die Blutzirkulation behindern, meine Gehör ist durch den Helm ein wenig eingeschränkt und der Fahrkomfort reduziert, usw. Würdet ihr jetzt den Leuten empfehlen, keine Helme mehr zu tragen?

5.) Die Sache mit der Diktatur und „den Anfängen“ die jetzt gerade immer wieder von vermeintlichen GeschichtskennerInnen in Zusammenhang mit dem Jahr 1938 bemüht werden, das sich in deren Augen droht, zu wiederholen. Wenn man ein Volk verführen will, eine Gruppe dazu bringen will, für mich alles umzustürzen, brauche ich zwei Kernelemente:

1. einen Feind – eine Person, oder Personengruppe, z.B. „die Regierung“, „die da oben“ auch immer wieder gerne verwendet „die Medien“, „der Mainstream“. Die haben Schuld an der Misere und müssen weg. Ein Virus ist dazu nicht geeignet, weil ja der/die angehende Demagoge/in (ok, Demagoge ist wirklich blöd zu gendern…), nicht den Platz des Virus einnehmen kann um dann alles besser zu machen. Einfacher ist, den Virus zu leugnen und der Gruppe der Verantwortlichen (Medien, Regierung, Wissenschaft, usw.) zu unterstellen, die hätten das jetzt erfunden um die Menschen zu kontrollieren. Das ist auch viel leichter verständlich – die Menschen mögen es nicht kompliziert, da kann der Demagoge ansetzen.

2. Man muss Gruppen schaffen:

a) WIR – die, die die Sache durchschaut haben, die der Gruppe der scheinbar verantwortlichen nicht mehr glauben. WIR haben es verstanden. Der Virus ist Unsinn. WIR sind gesund. WIR lassen uns nicht unterdrücken! Scharfe Argumentation, aggressives Verhalten – keine Rücksicht in der Gesprächsführung, es ist ein Aufstand. Wir bestärken uns, WIR greifen die ANDEREN an.

b) DIE ANDEREN – das wären dann die, die den Virus ernst nehmen, die sich impfen lassen, kurz jene, die der Gruppe der Verantwortlichen Glauben schenken. Das sind zu Beginn deutlich mehr. Sie halten sich aber Großteils an die Gesetze, sind im Umgang weniger radikal und aggressiv und daher auch nicht so laut. Schlafschafe kann man die dann nennen zum Beispiel.

Dann funktioniert das hervorragend. Social Media ist toll, wenn man Demagoge werden will, durch die Filterbubbles, fühlen sich die WIR so sehr untereinander bestärkt, dass sie kaum zu bremsen sind. Anschuldigungen, Schubladisieren, ein ganz bewusstes Vergreifen im Ton und natürlich Provokation ist gefragt.

Wer ein recht gutes Buch darüber geschrieben hat, wie so etwas funktioniert, ist der Ökonom Walter Ötsch. Sein Buch „Haider Light – Handbuch für Demagogie“, sei hier jedem ans Herz gelegt, der sich die Sache genauer ansehen möchte. Und ja, ich sehe auch Parallelen – wenngleich diametral zu den hier als Negativbeispiele genannten.

So und was will ich sagen? Nehmen wir uns alle ein wenig zurück und die Situation ernst – in jeder Hinsicht. Glauben wir unseren ÄrztInnen, das hat bis März 2020 gut funktioniert. Dreschen wir nicht auf Mitmenschen ein, weil sie anders denken – und niemand ist ein Schaf. Eine Meinung zu einem Thema ist keine Doktrin. Es spricht nichts gegen eine rege Diskussion, wir müssen uns deshalb aber nicht angreifen.

Hier noch ein Interview aus der ORF ZIB vom 11.11.2021, es spricht der Leiter der Anästhesiologie und Intensivmedizin im Klinikum Wels, Johannes Knotzer:

Author: Gerald G.

Nur so. Und überhaupt.