Dieser Karfreitag 2020 ist anders, irgendwie bewusster. Gerade vorhin noch schnell den Fisch besorgt fürs Mittagessen – hab ich vergessen beim Großeinkauf gestern. Dafür hatte ich eine Maske auf, mir die Hände beim Eingang desinfiziert, einen Abstand zu meinen Mitmenschen eingehalten und beim Rausgehen überlegt, dass mein freundliches Lächeln für die Frau an der Kassa wohl auch im Mundschutz hängen geblieben ist. Ihres auch in ihrem. Ich weiß, dass sie gelächelt hat, sie macht das immer, und vielleicht weiß sie auch von meinem.
Mir fehlt die Familie, wie wahrscheinlich euch allen. Ich bin froh darüber, dass meine Schwester vor fast 4 Wochen zu meiner Mutter gezogen ist, nachdem ihr Betrieb ohnehin wegen der ganzen Sache vorerst alles eingestellt hat. Jetzt sind beide nicht alleine. Mein Sohn freut sich auf den Osterhasen und mittlerweile sogar schon wieder auf die Schule, die eben noch eine Weile warten muss. Videotelefonie macht ihm noch Spaß. Er hat im Fernsehen gehört, dass wir auf die ältere Generation achten müssen und mich daraufhin gefragt, ob mein Alter schon „alt“ ist. Ich habe verneint. Nicht nur, weil ich mich nicht alt fühle… 44 ist nicht alt, vor kurzem war ich doch noch 30… Aber auf die Oma müssen wir schauen, ja das habe ich bestätigt. Das spürt gerade eine ganze Generation, dass wir auf die Älteren aufpassen müssen.
Ostern… den Schweinebraten für die Familie hab ich mir gespart heuer. Ich kann mich mit der Idee, sich per Videokonferenz beim Essen zuzusehen einfach nicht anfreunden. Und dann bliebe ja noch immer der ganze Braten für mich und Junior zu vertilgen.
Social Media habe ich auch ausgeblendet für den Moment. Wenigstens am Osterwochenende will ich keine Verschwörungstheorie lesen oder Aufrufe, alles nicht so ernst zu nehmen. Es ist ernst, Österreich hat rasch reagiert, daher wirkt es nicht so schlimm. Meinem Sohn habe ich es mit dem Schachbrett veranschaulicht. Auf das erste Feld ein Korn, dann auf das nächste doppelt so viel usw. Wir haben auf dem 14. Feld angefangen… da stand auf dem Zettel schon die Zahl 8.192, die Lust Körner zu zählen hat uns nach dem 7. Feld verlassen. Mindestens alle 4 Tage würde sich das verdoppeln, täten wir nichts. 40 Tage nach dem 14. Feld, auf Feld 24 wäre dann ganz Österreich infiziert, 80 Tage später, auf Feld 34 die ganze Welt. Da hat er es verstanden, er ist mit seinen 9 Jahren schon groß.
Kopfschüttelnd lese ich die Nachricht von einem Bekannten. Er betreibt ein Hotel und hat mir eine Beschwerde im Wortlaut mitgeteilt, die er von einem nun verhinderten Gast erhalten hat. Der wollte mit seiner Freundin das Osterwochenende im Hotel verbringen. Dass das Hotel geschlossen bleibt, hat ihm gar nicht gefallen – schön, wenn er sonst keine Sorgen hat.
Arbeit, viel Telefon, viele Videokonferenzen und viele Menschen, die um Ihren Job oder Betrieb kämpfen. Fast jeder Anruf freut mich – es sind andere Zeiten, da lasse ich mir auch vom 10. Neo-Homeofficebetreiber am Telefon erklären, er oder sie habe das Internet kaputt gemacht. Gemeinsam reparieren wir es dann in den meisten Fällen wieder, eben auch via Telefon….
Die Fastenzeit ist heuer eine andere. Wir fasten durch Verzicht auf Kontakte, durch weniger Miteinander. Es gibt mehr Füreinander – und das ist schön. Auch dauert sie länger, diese Corona-Fastenzeit. Mit dem Ostersonntag ist sie noch nicht vorbei. Karfreitag ist trotzdem und ich glaube so bewusst, habe ich den Tag noch nie begangen…
Frohe Ostern!