Von Tätern und Opfern – eine kernige Sache

By | 3. Oktober 2017

Ja, es geht um die Sache SPÖ vs. Silberstein vs. ÖVP vs. FPÖ usw. Noch ist nicht aufgeklärt, wer wie tatsächlich, wie in den Medien berichtet, Schmähseiten mit übelstem Inhalt auf Facebook erstellt und betrieben hat. Noch ist auch nicht klar welche Kreise das noch ziehen wird, was aber ganz klar ist, ist dass hier jemand versucht die eigene Schuld auf andere abzuwälzen.

Die Fakten:

  • Tal Silberstein wurde von der SPÖ bestellt und bezahlt – wofür auch immer. Er wäre nicht in diesem Wahlkampf tätig gewesen, hätte ihn Kern nicht geholt.
  • Es gab diese Seiten und die ÖVP hat sie bekämpft.
  • Silberstein hatte auch erfahrene Mitarbeiter – und die haben nicht ihr Leben lang mit Arbeitslosigkeit verbracht, um dann endlich von ihm engagiert zu werden. Die waren aktiv in der Politik, die hatten Erfahrung mit verschiedenen Parteien. Wenn ich mir einen Außendienstmitarbeiter suche, halte ich Ausschau nach jemandem der den Markt und natürlich auch den Mitbewerb kennt – so auch hier geschehen. 
  • Mindestens ein SPÖ Mitarbeiter wusste Bescheid.
  • Der SPÖ Bundesgeschäftsführer trat wegen der Sache zurück

Die Verschwörungstheorie

Was ich persönlich abstoßend finde ist, welch perfide Idee nun versucht wird unter den potentiellen Wählern zu verbreiten. Die folgende Formulierung der Theorie ist so, wie sie in den sozialen Netzwerken gerade weiter gegeben wird. Immer mit einem Fragezeichen, so nach dem Motto „Man weiß ja nicht“:

Die ÖVP selbst hätte, nachdem die SPÖ ihre Zusammenarbeit mit Silberstein beendet hat, die besagten Seiten weiter betrieben, um dann durch einen Maulwurf (den dann zwar keiner bräuchte…) Informationen an die Presse zu spielen.

Es geht mir jetzt gar nicht darum wer Schuld hat, es geht darum, einen von anerkannten Medien, belegbaren und dokumentierten Sachverhalt, durch vage Vermutungen und Spekulationen zu entkräften zu versuchen – auf Kosten anderer.

Dass hier etwas nicht so gelaufen ist, wie es sollte, daran ist nicht zu zweifeln – die Methode, „schauen wir bei den anderen, die sind sicher auch Schuld“, ist letztklassig.

Sehen wir uns die Situation einmal an:

Silberstein wird verhaftet – damit hat er vermutlich selbst nicht gerechnet. Die SPÖ beendet daraufhin die Zusammenarbeit mit ihm – das musste sie und das ist auch nicht zu kritisieren. Und jetzt kommts…. dann soll es da Mitarbeiter geben, die quasi überlaufen, auf das Risiko hinaus nie wieder einen Job im politischen Umfeld zu bekommen, um den vorherigen Auftraggeber richtig fertig zu machen? 

Die ÖVP, die in Umfragen weit vor den anderen ist, soll diesen Drahtseilakt vom Zaun brechen damit…. ja wozu eigentlich? Um von Seiten der ÖVP der SPÖ einen gewaltigen Dämpfer zu geben hätte ausgereicht, die Infos über die Seiten einfach der Presse zuzuspielen. Eine Fortführung der Seiten wäre nicht nur überflüssig sondern gelinde gesagt schwachsinnig gewesen.

Die Seiten waren nicht, wie mehrmals behauptet, nach dem Ende der Zusammenarbeit zwischen SPÖ und Silberstein extremer geworden – die waren vorher schon wirklich übel, Archivauszüge sind hier zu finden:

Kern mag jetzt in Panik sein – aber ganz ehrlich, wie soll sich irgendjemand (egal welcher Farbe) auf einen potentiellen Koalitionspartner verlassen, wenn der bei Schwierigkeiten einfach um sich schlägt als gäbe es kein Morgen? 

„Herr Kurz, Sie haben verdächtiges Insiderwissen“, so Kern – ja interessant, dass wenn das Insiderwissen ist und Kern von nichts weiß, Kern dann doch von seinen „nicht finanzierten“ Arbeitskräften weiß. Zahlen gab es übrigens jede Menge im Netz – schon am Samstag, allerdings verschiedene. Es spielt auch überhaupt keine Rolle, ob jemand neben Profil und Presse auch noch die anderen Parteien informiert hat. Das Problem ist nicht die Information über einen Missstand sondern immer der Missstand selbst.

Die Rolle der Medien

Was hier eben noch passiert ist ein Vorgang, der mich nachdenklich stimmt. Der Bote wird zum Täter erklärt. Einer Zeitung vorzuwerfen, Informationen so knapp vor der Wahl zu bringen ist ziemlich daneben. Sollen sie es nach der Wahl bringen, wenn jeder seine Schäfchen im Trockenen hat?

Egal wie das jetzt ausgeht, es ist Fakt, dass hier auf unterster Schiene kampagnisiert wurde und ja, die Wähler sollen das wissen. Der „Maulwurf“ wird immer mehr erwähnt, die Mitarbeiterin, der nicht zu trauen war usw.. Denken wir an die Sache mit Hubers Landhendl 2014 – waren wir nicht alle froh, dass hier von Tierschützern einige Zulieferbetriebe entsprechend kritisiert und, wenn man so will „aufgedeckt“ wurden? Es spielt keine Rolle wo etwas Unrechtes geschieht, wenn es aber erkannt wird, muss der Missstand beendet werden. Wir sollten froh sein, unabhängige Medien zu haben, die auch heiße Eisen angreifen. 

Nachsatz zum Thema Wahlkampf 

Dass ein bundesweiter Wahlkampf nicht ohne das selbständige Agieren einzelner Menschen funktioniert ist klar. Ich habe weder Herrn Kurz noch die Bezirkspartei gefragt, ob ich das hier schreiben darf. Ich stehe auch selbst dafür ein. Was mir nicht klar ist, ist ein Berater, den ein Spitzenkandidat selbst holt, der dann eine Strategie präsentiert und mit ihm abstimmt und dann einfach ein paar Punkte nicht erzählt. Das kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen. 

Versetzen Sie sich in die Situation – Sie sind SpitzenkandidatIn, Ihr Berater präsentiert Ihnen was er macht, was was kostet, welche Kernbotschaften und Elemente in allen öffentlichen Auftritten hervorgearbeitet werden, die Stimmung der potentiellen Wähler, welche Themen gerade die Massen bewegen, wo nachgebessert werden muss, usw. – und er erzählt Ihnen dann nicht, dass er heimlich noch ein paar andere Dinge macht. Klingt total glaubwürdig, oder? 

Glauben wir Silberstein eben, dass Kern nichts wusste, glauben wir es auch Kern. Glauben wir auch an den Maulwurf und glauben wir, dass die Informationen, die er veröffentlicht hat, Kern schaden (ja, das tun sie sicher). All das ändert nichts daran, dass diese Seiten nicht existiert hätten, wären sie nicht von einem von der SPÖ bezahlten Berater ins Leben gerufen worden. Einmal wiederhole ich mich noch, aber es muss sein: Der Überbringer der Botschaft zu einem Problem kann nicht für das Problem an sich, verantwortlich gemacht werden!

Author: Gerald G.

Nur so. Und überhaupt.